Karriere ohne Studium – Teil I: Ausbildung vs. Studium

Karriere ohne Studium? Lieber eine Ausbildung machen oder doch studieren gehen? Nicht für jeden eine leichte Entscheidung. Unsere Artikelreihe beleuchtet die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Wege und gehen insbesondere auf die Möglichkeiten im Saarland ein.
Karriere ohne Studium? Junger Mann im Saarland denkt über seine Zukunft nach.
Karriere machen ohne Studium? Geht das überhaupt? Studium und Ausbildung sind zwei unterschiedliche Bildungswege, die beide ihre Vor- und Nachteile haben. Im ersten Teil unserer Artikelserie geht darum zu beleuchten, was für oder auch gegen eine Ausbildung oder ein Studium spricht.

Studium

Vorteile des Studiums:

  • Breite Wissensbasis: Ein Studium bietet in der Regel eine breite Wissensbasis, die nicht nur auf spezielle Berufe beschränkt ist, sondern auch ein allgemeines Wissen vermittelt.

  • Karrieremöglichkeiten: Ein Studium kann Karrieremöglichkeiten in Bereichen eröffnen, die eine Ausbildung nicht bieten kann, wie z.B. in der Forschung oder im höheren Management. Manche Berufe setzen ein abgeschlossenes Studium voraus.

  • Flexibilität: Studiengänge bieten in der Regel eine größere Flexibilität in Bezug auf den Studienbeginn und -ablauf, sowie die Möglichkeit, den Studiengang individuell zu gestalten.

  • Berufe, die ein abgeschlossenes Studium voraussetzen, sind oft finanziell attraktiver. Aber Achtung: es ist ein Irrglaube, dass dies grundsätzlich der Fall ist!

Nachteile des Studiums:

  • Längere Studiendauer: Ein Studium dauert in der Regel länger als eine Ausbildung. *
  • Bei einem Studienabbruch verlierst du viel Zeit.
  • Hohe Anforderungen: Studiengänge erfordern oft hohe Anforderungen, wie z.B. hohe Noten oder gute Sprachkenntnisse, um zugelassen zu werden.
  • Weniger Praxisbezug: Studiengänge können weniger praktischen Bezug haben, was die Anwendung des erworbenen Wissens in der Arbeitswelt erschweren kann.
  • Auch nach einem erfolgreichen Studienabschluss muss erst einmal ein attraktiver Arbeitgeber gefunden werden. Je nach Wahl der Studienfächer ist ein erfolgreicher Abschluss keine Jobgarantie.
  • Es gibt etliche Studienfächer für Berufe, deren Zukunft unsicher ist. Man geht davon aus, dass zum Beispiel Berufe in der Justiz, der Medizin, der Mathematik, teilweise der IT und noch etliche andere durch die rasante Entwicklung von KI (Künstliche Intelligenz) bedroht sind.

* Verlängerung der Studiendauer

Die Studiendauer kann sich aus unterschiedlichen Gründen über die Regelstudienzeit hinaus verlängern. Beispielsweise weil du dich während deines Studiums umorientierst und für zusätzliche Studiengänge einschreibst oder aufgrund von Zeitmangel durch notwendige Nebenjobs, Auslandssemestern, Praktika oder zu hohem Prüfungsdruck Prüfungen verschieben musst. Im Jahr 2020 haben gerade einmal 21,1 Prozent der Studierenden in einem Bachelorstudiengang ihr Studium innerhalb der Regelstudienzeit abgeschlossen.

Sollte für den von dir gewählten Studiengang ein Numerus clausus bestehen, den du verfehlt hast, kannst du dennoch über sogenannte Wartesemester in deinen Wunschstudiengang kommen. Manchmal hilft es auch schon, das Studium zum Sommersemester zu beginnen. Wie auch immer, es verlängert sich auch dadurch natürlich die Gesamt-Studiendauer.

Dauer der wichtigsten Studiengänge

Regelstudienzeit in Semestern (1 Semester = ca. 6 Monate)
Medizin ca. 12
0%
BWL ca. 6 - 7
0%
Jura ca. 10
0%
Ingenieur ca. 6
0%
Lehramt ca. 8 - 10
0%
Psychologie ca. 6 - 7
0%
Informatik ca. 6
0%
Künstlerischer Bereich ca. 8
0%
Soziale Arbeit ca. 6 - 8
0%

Berufsausbildung

Vorteile einer Ausbildung:

  • Ein Ausbildungsplatz bietet eine praktische Ausbildung, die auf den Wunsch-Beruf ausgerichtet ist. Die Chancen auf eine Übernahme im Ausbildungsbetrieb sind hoch.

  • Geringere Kosten: Eine Ausbildung ist in der Regel nicht nur kostengünstiger als ein Studium, sondern in vielen Ausbildungsberufen sogar schon ab dem ersten Lehrjahr sehr gut bezahlt.

  • Früher Einstieg ins Berufsleben: Eine Ausbildung ermöglicht einen früheren Einstieg ins Berufsleben und damit auch einen früheren Einstieg in die finanzielle Unabhängigkeit, oft schon ab dem 1. Lehrjahr.

  • Nach und sogar schon während einer Berufsausbildung gibt es viele Möglichkeiten der Weiterbildung, Spezialisierung oder sogar eines nachgelagerten Studiums.

  • Es fehlt in nahezu allen Branchen an Nachwuchs. Das Angebot an Ausbildungsplätzen ist derzeit höher als die Nachfrage. Dies führt zwangsläufig zu verbesserten Angeboten/Konditionen seitens der Arbeitgeber.

Nachteile einer Ausbildung:

  • Geringere Flexibilität: Ausbildungen sind in der Regel weniger flexibel als Studiengänge, da sie fast immer an feste Termine und Strukturen gebunden sind.
  • Spezifischer Fokus: Eine Ausbildung ist auf einen bestimmten Beruf ausgerichtet und bietet weniger breites Wissen als ein Studium.
  • Begrenzte Karrieremöglichkeiten: Eine Ausbildung bietet begrenzte Karrieremöglichkeiten in anderen Bereichen als dem erlernten Beruf.
  • Einkommensgrenzen: Auch wenn in vielen Ausbildungsberufen sogar übertarifliche Löhne gezahlt werden, sind die maximalen Verdienstmöglichkeiten in den meisten Fällen geringer als bei vielen Berufen, die nur durch ein abgeschlossenes Studium erreicht werden können.
  • Solltest du dich zu einer Berufsausbildung entschlossen haben, weil du sowas von die Nase voll hast von Schule und Lehrern, dann solltest du im Hinterkopf behalten, dass dich das Thema Schule spätestens am ersten Tag der Berufsschule wieder einholt.

Der Zwischenweg: Duales Studium

Neben dem Vollzeitstudium und einer Berufsausbildung gibt es auch noch das Duale Studium. Dabei handelt es dich um ein Studium an einer Hochschule oder Berufsakademie mit integrierter Berufsausbildung. Ähnlich der Dualen Berufsausbildung findet auch hier ein Wechsel zwischen der praxisbezogenen Arbeit in einem Betrieb und der theoretischen Ausbildung in einer Hochschule statt. 

Vorteile eines dualen Studiums:

  • Praktische Erfahrung: Ein duales Studium kombiniert theoretisches Wissen auf akademischem Niveau mit qualifizierten praktischen Erfahrungen in einem Unternehmen. Dies ermöglicht dir, das Gelernte direkt anzuwenden und wertvolle berufliche Fähigkeiten zu entwickeln.

  • Berufliche Perspektiven: Durch das duale Studium hast du oft bessere Karrierechancen. Du hast bereits Berufserfahrung gesammelt und kannst diese in deinem Lebenslauf präsentieren. Das Unternehmen, in dem du deine praktische Ausbildung absolvierst, bietet oft auch gute Übernahmechancen nach dem Studium.

  • Finanzielle Unabhängigkeit: Ein großer Vorteil des dualen Studiums ist die Vergütung, die du erhältst. Oft übernimmt der Arbeitgeber auch die Studiengebühren. Dies ermöglicht es dir, dein Studium zu finanzieren und früh finanziell unabhängig zu sein.

  • Netzwerk: Während des dualen Studiums hast du die Möglichkeit, wertvolle Kontakte in der Industrie zu knüpfen. Du arbeitest eng mit Fachleuten zusammen und kannst wichtige Verbindungen für deine zukünftige Karriere aufbauen.

Nachteile eines dualen Studiums:

  • Hohe Belastung: Ein duales Studium erfordert ein hohes Maß an Organisation und Disziplin. Du musst den Anforderungen des Studiums und des Unternehmens gerecht werden, was zu einer hohen Belastung führen kann. Es kann schwierig sein, Arbeit und Studium effektiv zu koordinieren und ein ausgewogenes Leben zu führen.

  • Weniger Freizeit: Durch die Kombination von Studium und Arbeit bleibt weniger Zeit für Freizeitaktivitäten und soziale Interaktionen. 

  • Begrenzte Studienauswahl: Nicht alle Studiengänge werden als duales Studium angeboten. Die Auswahl an dualen Studiengängen ist im Vergleich zu herkömmlichen Vollzeitstudiengängen begrenzt. Auch die Anzahl an Arbeitgebern und Hochschulen, die diese Möglichkeit anbieten, ist noch überschaubar. Du musst möglicherweise Kompromisse bei der Wahl deines Studienfachs eingehen.

  • Weniger Flexibilität: Ein duales Studium lässt weniger Raum für spontane Entscheidungen oder Änderungen. Du musst dich an den strukturierten Zeitplan des Unternehmens anpassen, was zu einer geringeren Flexibilität bei der Gestaltung deines Studiums führen kann.

Übrigens: Im Saarland wird das Duale Studium angeboten. Mehr Infos dazu bekommst du beispielsweise hier:
https://www.asw-berufsakademie.de

Interessiert? Auch Unternehmen, die im BIU engagiert sind, bieten das Duale Studium an. Benutze einfach unser Kontaktformular, um uns danach zu fragen.

Karriere machen ohne Studium? Ein Zwischenfazit

Letztendlich hängt die Entscheidung zwischen Studium und Ausbildung von den individuellen Bedürfnissen, Interessen und Zielen ab. Beide Bildungswege haben Vor- und Nachteile und es ist wichtig, diese sorgfältig abzuwägen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.

Sorgfältiges Abwägen und sich eingehend zu informieren, kann verhindern, dass du wertvolle Zeit vergeudest. Entscheide dich keinesfalls für ein Studium, nur weil andere das von der erwarten oder du glaubst, dass das der einfachere Weg sei. 

So geht es weiter

In den nächsten Artikeln dieser Serie werden wir uns detaillierter mit den Möglichkeiten der beruflichen Weiterbildung nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung befassen. 

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Sebastian ist zur Zeit des Interviews Industriekaufmann im 2. Ausbildungsjahr. Welche Überlegungen ihn zum Beispiel dazu gebracht haben sich für eine Ausbildung und gegen ein Studium zu entscheiden, kannst du hier lesen.

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