Karriere ohne Studium – Teil II: Weiterbildung nach Ausbildung

Karriere ohne Studium? Lieber eine Ausbildung machen oder doch studieren gehen? Nicht für jeden eine leichte Entscheidung. Unsere Artikelreihe beleuchtet die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Wege und gehen insbesondere auf die Möglichkeiten im Saarland ein.
Karriere machen ohne Studium - Freie Auzubistellen im Saarland
Karriere machen ohne Studium? Geht das überhaupt? Eine Ausbildung bedeutet nicht zwangsläufig das Ende deines Bildungsweges, manchmal ist es auch nur der Anfang. Im zweiten Teil unserer Artikelserie möchten wir dir verschiedene Wege von Weiterbildungsmöglichkeiten nach einer Ausbildung aufzeigen.

1. Fachabitur

Ein Fachabitur, auch Fachhochschulreife genannt, ist ein Bildungsabschluss in Deutschland, mit dem du Zugang zu Fachhochschulen und bestimmten Studiengängen an Universitäten erhältst. Die Fachrichtungen für ein Fachabitur können je nach Schule und Bundesland unterschiedlich sein und umfassen typischerweise Bereiche wie Wirtschaft und Verwaltung, Technik, Gesundheit und Soziales oder Gestaltung.

Ausbildung und Fachabitur

Fachabitur vor der Ausbildung

Wenn du dein Fachabitur vor der Ausbildung machen willst, benötigst du einen mittleren Schulabschluss.

Vor- und Nachteile:

  • Bei Bewerbungen um Ausbildungsplätze hast du oft mit einem Fachabitur bessere Chancen.
  • Solltest du dich später doch für ein Studium entscheiden, stehen dir die Studiengänge deiner Fachrichtung offen.
  • Du gehst weiter zur Schule und verdienst in dieser Zeit kein Geld.
Fachabitur nach der Ausbildung

Wer eine abgeschossene Ausbildung hat, kann danach sein Fachabitur machen.

Vor- und Nachteile:

  • Auch wenn du nur einen Hauptschulabschluss hast, steht dir der Weg zum Fachabitur mit einer abgeschlossenen Ausbildung offen.
  • In manchen Fällen kann die Ausbildung als praktische Erfahrung für das Fachabitur angerechnet werden und die Dauer kürzen oder manche Fächer streichen.
  • Die gesammelte praktische Erfahrung kann beim Verstehen und Lernen eine große Hilfe sein – selbst wenn sie nicht offiziell angerechnet wurde.
  • Du hast ein Backup, einen fertig erlernten Beruf, auf den du wieder zurückgreifen kannst, falls Fachabi und Studium am Ende doch nicht das Richtige für dich sind.
Fachabitur während der Ausbildung

Mit dem Dual Plus System kannst du dein Fachabitur gleich während deiner Ausbildung mitmachen. Voraussetzung ist auch hier ein mittlerer Schulabschluss.

Vor- und Nachteile:

  • Die Ausbildung mit Fachabitur dauert genauso lange wie ohne Fachabitur, du investierst also keine zusätzliche Zeit.
  • Du bist früher finanziell unabhängig, da du während deines Fachabiturs dein Ausbildungsgehalt bekommst und die Kosten für das Fachabitur vom Arbeitgeber mitgetragen werden.
  • Du musst zusätzlich zu den Ausbildungsfächern noch allgemeinbildende Fächer besuchen und hast somit mehr zu lernen und mehr Prüfungen als ohne Fachabitur.
  • Nicht jede Schule und jeder Ausbildungsbetrieb bieten diese Möglichkeit an.

Übrigens: Im Saarland wird das Dual Plus System angeboten. Mehr Infos dazu bekommst du beispielsweise hier: Ausbildung und Fachabitur • TGBBZ I Saarbrücken

2. Meistertitel

Um den Meistertitel zu erlangen, musst du eine Meisterprüfung in einem bestimmten Handwerk oder Beruf bestehen. Der Meistertitel ist ein höherer Qualifikationsabschluss und ermöglicht dir, eine selbstständige Tätigkeit in deinem Handwerk auszuüben oder eine Führungsposition in einem Unternehmen einzunehmen, was natürlich auf mit einem finanziellen Vorteil verbunden ist.

Vom Gesellen zum Meister

Hier sind die grundlegenden Schritte, um den Meistertitel zu erlangen:

  • Gesellenprüfung ablegen: Nach erfolgreichem Abschluss deiner Ausbildung legst du die Gesellenprüfung ab, um den Gesellenbrief zu erhalten.
  • Berufserfahrung sammeln: Du musst in deinem Beruf einige Jahre Erfahrung sammeln. Während dieser Zeit kannst du praktische Fähigkeiten und Kenntnisse erwerben, die für die Meisterprüfung wichtig sind.
  • Vorbereitungskurs besuchen (optional): Es gibt spezielle Kurse, die dich auf die Meisterprüfung vorbereiten können. Die Teilnahme an einem solchen Kurs ist optional, aber es kann dir helfen, dich gezielt auf die Prüfung vorzubereiten.
  • Zulassung zur Meisterprüfung beantragen: Sobald du die erforderliche Berufserfahrung gesammelt hast und alle Voraussetzungen erfüllst, kannst du die Zulassung zur Meisterprüfung bei der Handwerkskammer oder der zuständigen Stelle beantragen.
  • Meisterprüfung ablegen: Die Meisterprüfung besteht aus einem praktischen und einem theoretischen Teil. Der genaue Prüfungsablauf und die Anforderungen variieren je nach Beruf. Wenn du erfolgreich bestanden hast, erhältst du den Meisterbrief.

Berufe mit Meistertitel

Der Meistertitel kann in vielen Handwerks- und Gewerbebereichen erlangt werden. Meisterberufe sind zum Beispiel:

  • Handwerksberufe: Zimmerer, Schreiner, Maurer, Elektriker, Installateur, Metallbauer, Maler, Friseur, Uhrmacher, Glaser, etc.
  • Technische Berufe: Kfz-Elektriker, Kfz-, Industrie- & Feinwerkmechaniker, Metall- & Maschinenbauer, Heizungs-, Klima- & Sanitärtechniker, etc.
  • Dienstleistungsberufe: Augenoptiker, Zahntechniker, Gebäudereiniger, Informationselektroniker, Fotograf, Veranstaltungstechniker,  etc.
  • Gastronomie- & Lebensmittelberufe: Koch, Konditor, Restaurantfachmann, Hotelfachmann, Brauer, Weintechnologe, etc.
  • Handelsberufe: Einzelhandelskaufmann, Groß- & Außenhandelskaufmann, Kaufmann Büromanagement, Kaufmann E-Commerce, etc.

Es gibt noch viele weitere Berufe, in denen der Meistertitel erworben werden kann.

3. Fort- und Weiterbildungen

Nach Abschluss einer Berufsausbildung stehen dir verschiedenste Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten offen, von einfachen Kenntniserweiterungen über Zertifikate bis hin zu Aufstiegsfortbildungen, also einer weiteren Ausbildung zu einem spezialisierteren Beruf. Jede Kenntnis, die du in deinem Lebenslauf ergänzen kannst, jedes Zertifikat, welches du deiner Bewerbung hinzufügen kannst und jede Spezialisierung in deinem Berufsfeld erhöht deine Qualifikation, verschafft dir Vorteile gegenüber den anderen Bewerbern und ermöglicht dir bessere Gehaltsverhandlungen.

Fortbildungen

Fortbildungen bieten dir die Möglichkeit, deine fachlichen Kenntnisse zu vertiefen und dich in bestimmten Bereichen zu spezialisieren. Dies kann dir helfen, dich von anderen Bewerbern abzuheben und deine Karrierechancen zu verbessern. Fortbildungen werden oft von Bildungseinrichtungen, Fachverbänden oder spezialisierten Weiterbildungsinstituten angeboten. Beispiele für Fortbildungen sind Zertifikatskurse, Seminare, Workshops oder Schulungen zu bestimmten Themen oder Technologien.

Weiterbildungen

Viele Unternehmen erkennen den Wert kontinuierlicher Weiterbildung und bieten ihren Mitarbeitern interne Schulungen und Weiterbildungsprogramme an. Diese können beispielsweise darauf abzielen, deine Führungskompetenzen zu stärken, dir neue technische Fähigkeiten beizubringen oder dich auf spezifische Veränderungen in deinem Arbeitsumfeld vorzubereiten. Die Weiterbildung im Job ermöglicht es dir, dein Wissen und deine Fähigkeiten direkt auf deine berufliche Tätigkeit anzuwenden.

Aufstiegsfortbildungen

Aufstiegsfortbildungen oder auch Anpassungsweiterbildungen genannt, sind Ausbildungsberufe, die eine abgeschlossene Ausbildung voraussetzen. Hier einige Beispiele:

  • Technische Berufe: Zum Beispiel kannst du nach einer Ausbildung zum Elektroniker eine weitere Ausbildung zum Elektrotechniker, zum Mechatroniker oder zum Techniker absolvieren.
  • Pflege- und Gesundheitsberufe: Nach einer abgeschlossenen Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger kannst du beispielsweise eine Weiterbildung zum Fachkrankenpfleger für Intensivpflege oder Anästhesie absolvieren.
  • Handwerksberufe: Nach einer abgeschlossenen Ausbildung als Tischler kannst du eine weitere Ausbildung zum Restaurator oder zum Holztechniker machen.
  • Kaufmännische Berufe: Nach einer Ausbildung als Kaufmann im Einzelhandel könntest du eine Weiterbildung zum Handelsfachwirt oder zum Betriebswirt absolvieren.

Diese Aufstiegsfortbildungen bieten die Möglichkeit, deine Fähigkeiten zu erweitern, dich auf spezialisierte Bereiche zu fokussieren und führen zu einem höheren Qualifikationsniveau.

4. Karriere durch Aufstieg und Selbstständigkeit

Neben den vielen Bildungswegen gibt es natürlich auch die Möglichkeit, dich in deinem Job die Karriereleiter hochzuarbeiten oder dich selbstständig zu machen und deine eigene Firma zu gründen. Karriere durch Aufstieg oder Selbstständigkeit erfordert oft Mut zum Risiko und die Bereitschaft, aus der Komfortzone herauszutreten. Sei offen für neue Herausforderungen, sei flexibel und nutze Chancen, auch wenn sie mit Unsicherheiten verbunden sind.

Es ist wichtig zu beachten, dass Karriereentwicklung ein individueller Prozess ist und dass Erfolg Zeit, Engagement und Ausdauer erfordert. Sei geduldig mit dir selbst und nutze jeden Schritt auf deinem beruflichen Weg als Möglichkeit zu wachsen und zu lernen.

Karriere machen ohne Studium? Ein Zwischenfazit

Wer sich also zuerst einmal für eine Ausbildung entscheidet, hat auch danach noch viele Optionen offen, um sich weiterzubilden und Karriere zu machen. Karrierewege können sehr individuell und einzigartig sein und egal wo du startest, niemand kann vorhersehen, wo du am Ende landest.

Überlege dir, was dir liegt und was dir wichtig ist. Ein guter Start sollte sich auch gut anfühlen. Der eine sucht das Abenteuer, der andere die Sicherheit, den einen fällt Theorie leicht, die anderen wollen auch was tun, ob du schnell zum Ziel willst oder viele Zwischenerfolge brauchst – viele Wege führen zum Ziel, wähle den Weg, bei dem du dich wohl fühlst.

So geht es weiter

In den nächsten Artikeln dieser Serie werden wir uns detaillierter mit den einzelnen Möglichkeiten der beruflichen Weiterbildung nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung befassen. 

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