Kritik richtig annehmen und geben: So gehst du im Job souverän mit Feedback um

Kritik ist keine Katastrophe. Lerne, wie du konstruktiv mit Rückmeldungen umgehst und selbst fair Feedback gibst – für bessere Zusammenarbeit im Job.
Zwei Personen in beruflichem Umfeld in einem ernsten Gespräch

Kritik trifft jeden – aber nicht alle gehen gleich damit um

Ob in Meetings, im Jahresgespräch oder ganz spontan zwischen Tür und Angel: Kritik ist im Berufsalltag allgegenwärtig. Doch viele Menschen fühlen sich dabei sofort angegriffen oder werden selbst unfair. Dabei ist Kritik ein wertvolles Werkzeug – wenn man sie richtig versteht, annimmt und weitergibt. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du professionell mit Kritik umgehst, konstruktives Feedback gibst und auch unangenehme Gespräche souverän meisterst.

Kritik annehmen: So bleibst du ruhig und reflektiert

1. Nicht sofort reagieren

Wenn dich Kritik emotional trifft, atme erst einmal durch. Ein kurzes „Danke für die Rückmeldung, ich denke darüber nach“ verschafft dir Zeit und wirkt professionell.

2. Aktiv zuhören

Unterbrich dein Gegenüber nicht. Stell Rückfragen: „Was genau hat dich gestört?“ oder „Wie hättest du dir das gewünscht?“ So zeigst du nicht nur Offenheit, sondern gibst deinem Gegenüber auch die Gelegenheit, konstruktiv zu kritisieren.

3. Inhaltlich prüfen

Nicht jede Kritik ist gerechtfertigt. Trenne sachliche Punkte von emotionaler Färbung. Hol dir im Zweifel eine zweite Einschätzung.

4. Eigene Schlüsse ziehen

Nimm konstruktive Elemente auf und entscheide, was du daraus machst. Nicht alles muss dich grundlegend ändern – aber manchmal steckt wertvolles Entwicklungspotenzial in kritischen Worten.

5. Mit unfairer Kritik umgehen

Nicht jede Rückmeldung entspricht dem Ideal einer fairen, sachlichen Kritik. Wenn du mit pauschalen oder unsachlichen Vorwürfen konfrontiert wirst, kannst du ruhig nachhaken:

  • „Kannst du mir ein konkretes Beispiel nennen, worauf du dich beziehst?“
  • „Was genau meinst du mit ‚unorganisiert‘? Gibt es eine bestimmte Situation, an die du denkst?“

Ein typisches Beispiel: In der Werkstatt wirft dir jemand im Vorbeigehen vor, „immer alles liegen zu lassen“. Anstatt dich zu rechtfertigen, kannst du entgegnen: „Wenn du mir eine konkrete Situation nennst, kann ich besser nachvollziehen, was du meinst – dann können wir schauen, wie ich das besser mache.“

Auch hilfreich: Deeskalation durch sachliche Wiederholung. Beispiel: „Ich habe verstanden, dass du unzufrieden bist, weil die Werkbank gestern nicht aufgeräumt war. Ich kümmere mich gleich darum.“

So behältst du die Kontrolle über das Gespräch und leitest es in konstruktive Bahnen. Außerdem zeigst du, dass du bereit bist, dich mit der Rückmeldung auseinanderzusetzen – aber auch, dass du dir pauschale Urteile nicht einfach überstülpen lässt. Indem du dein Gegenüber zu mehr Klarheit und Fairness ermutigst, führst du das Gespräch zurück auf eine konstruktive Ebene.

6. Kritik als Chance für ehrliche Selbsterkenntnis und Dialog

Manche Kritik trifft ins Schwarze – zum Beispiel, wenn dir vorgeworfen wird, nicht gut organisiert zu sein, und du insgeheim weißt, dass das stimmt. Dann kann es helfen, nicht in die Defensive zu gehen, sondern ehrlich zu sein und um Hilfe zu bitten:

  • „Stimmt, das ist tatsächlich nicht meine Stärke. Hast du vielleicht einen Tipp, wie du das in den Griff bekommst?“
  • „Ich habe da selbst manchmal Schwierigkeiten. Was würdest du an meiner Stelle anders machen?“

Diese Offenheit kann nicht nur das Gespräch entschärfen, sondern wertet auch dein Gegenüber auf. Viele Menschen reagieren positiv, wenn man sie um Rat fragt – sie fühlen sich ernst genommen und geschätzt. Gleichzeitig entsteht ein Dialog, aus dem beide Seiten gestärkt hervorgehen können.

Dabei findet oft ein Rollenwechsel statt: Der Kritiker wird plötzlich zum Unterstützer. Indem du offen um Hilfe bittest, gibst du deinem Gegenüber die Möglichkeit, nicht nur Probleme anzusprechen, sondern aktiv zu Lösungen beizutragen. Das stärkt nicht nur eure Beziehung, sondern zeigt auch deine Bereitschaft zur Weiterentwicklung.

Kritik geben: Klar, fair, hilfreich

1. Beobachtung statt Bewertung

Statt „Du bist unorganisiert“ lieber: „Mir ist aufgefallen, dass die Unterlagen beim letzten Meeting nicht vorbereitet waren.“

Auch in handwerklichen Berufen kann das wichtig sein. Beispiel: Statt „Du bist schlampig“ lieber: „Die Verschraubung an der Wandhalterung war nicht vollständig angezogen, das ist uns auf der Baustelle gestern aufgefallen.“

Oder: „Beim Reinigen der Maschinen gestern Nachmittag hast du die Trocknung nicht dokumentiert. Ich wollte dich darauf hinweisen, weil das für die Hygieneprüfung wichtig ist.“

2. Ich-Botschaften nutzen

„Ich hatte Schwierigkeiten, mich in deine Planung einzufinden“ wirkt weniger anklagend als „Du hast schlecht geplant“.

Im Lager oder in der Produktion könnte das heißen: „Ich bin etwas durcheinandergekommen, weil ich das neue System zum Einsortieren noch nicht ganz verstanden habe. Kannst du mir kurz erklären, wie du es gedacht hast?“

3. Zeit und Rahmen wählen

Nicht zwischen Tür und Angel. Lieber in ruhiger Umgebung, mit genügend Zeit.

Das gilt nicht nur fürs Büro. Auch in der Werkstatt oder im Pausenraum kann ein ruhiger Moment helfen: „Ich würde gern kurz über gestern sprechen – passt es dir in der nächsten Pause?“

4. Verbesserungsperspektive anbieten

Feedback ist keine Abrechnung, sondern ein Angebot: „Vielleicht hilft dir ein Reminder einen Tag vorher, damit du alles parat hast.“

Oder: „Wie wäre es, wenn wir die Aufgabenliste für den Schichtwechsel gemeinsam noch mal durchgehen? Dann fällt es dir vielleicht leichter, den Überblick zu behalten.“

Schwierige Gespräche souverän führen

  • Emotionen erkennen: Wenn du wütend oder verletzt bist, kläre deine Gefühle vorher. Im Affekt reagiert niemand professionell.
  • Ziel formulieren: Was willst du mit dem Gespräch erreichen? Ein Verständnis, eine Lösung, eine Entschuldigung?
  • Dialog suchen: Auch bei unangenehmen Themen gilt: zugewandt bleiben, nachfragen, zuhören.

Fazit: Kritik ist ein Geschenk, wenn man sie richtig verpackt

Ob du Kritik bekommst oder gibst: Es ist immer eine Chance für Entwicklung, Verständnis und Verbesserung. Wer Kritik mit Offenheit begegnet und selbst fair formulieren kann, verbessert nicht nur seine Zusammenarbeit, sondern auch das eigene Standing im Team.

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